Ton und Töne von Ines Nickchen und Schülerinnen

Von: Susanne Gross Ton und Töne: Der Grundstoff für keramische Arbeiten, seine Klangnuancen sowie die Farbabstufungen der Glasuren stehen bei der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Kulturraum Speicher im Mittelpunkt. Die Glashüttener Keramikkünstlerin Ines Nickchen präsentiert mit zwölf ihrer Schülerinnen kunstvolle Klangobjekte, keramische Bilder, plätschernde Brunnen sowie Gegenstände für den täglichen Gebrauch. Zur Ausstellungseröffnung trugen die Künstlerinnen zudem eine Klangperformance mit Hilfe ausgewählter Kunstobjekte vor. Begleitend dazu las Sabine Zekorn-Löffler einen Text von Jutta Delpy vor, der den keramischen Produktionsprozess in all seinen Stufen beschreibt

Mondharfe

Die beteiligten Künstlerinnen schlossen sich zu einem Kreis zusammen, nahmen Mondharfen und Schalen, Tonflöten und Rainsticks zur Hand. Unter dem Motto „Vom Klang der Dinge“ erinnerten die ersten Töne an einsetzenden Regen mit vereinzelt fallenden Tropfen. Eine Steigerung erfuhr die Performance bei der Intonation der schöpferischen Idee sowie dem Brennvorgang im Feuer.

Experimentierfreudige Besucher können im Rahmen der Ausstellung verschiedene Objekte zum Tönen bringen und diese auf CD aufnehmen. Das Ergebnis wird im Rahmen der Finissage am 18. Juli um 16 Uhr präsentiert.

Jutta Nothacker, die erste Kreisbeigeordnete, hatte die Ausstellung mit einem Zitat aus der Bibel eröffnet. Sie verwies auf eine Passage aus dem 1. Buch Mose, worin von einem Erdenkloß als Werkstoff für den Menschen die Rede ist. In einem geschichtlichen Abriss ging sie auf die hohe Bedeutung dieses Materials für den Menschen ein.

Die Objekte in der Ausstellung sind so vielfältig wie die Persönlichkeiten der Frauen. An den Wänden hängen in Papier oder aus Keramik und Blattgold gestaltete Bilder von Ines Nicken. Dem Zitat „Der Wind im Bambus ist die Musik des Himmels“ folgend, steht diese Pflanze dabei im Mittelpunkt. Zudem präsentiert sie eine Auswahl ihrer hauchzart gearbeiteten Schalen und Vasen. Die im Dachgarten gezeigten Tonblumen von Sanja Bresslauer erinnern an noch geschlossene Köpfe phantasievoller Pilze. Die Oberfläche der zuckerhutförmigen Objekte hat sie dekoriert, durchbrochen oder mit Applikationen verziert. Jutta Delpy stellt zwei Mondharfen aus. Deren gerundete Sockel dienen als Resonanzkörper für die darauf montierten neun Scheiben. Erzeugt werden die Töne, indem man mit einem Klöppel die Scheiben berührt. Michelle Gallagher bringt das Meer zu den Betrachtern. Ihre bizarren Früchte erscheinen in Gestalt von „Oceanic forms“ und „Polypen“ und wirken so bewegt, als ob sie gerade vom Meer umspült werden. Annemarie Greisner präsentiert eine Herde Lämmer, Böcke und Schafe. Auf drei Fensterbänken im Obergeschoß kommen die naturalistisch gestalteten Tiere als Herde daher. Sibylle Hoffmann-Weiß stellt im Innenhof einen von innen beleuchteten Brunnen aus. Über mehrere kunstvoll arrangierte Ebenen ergießt sich klangvoll ein Strahl Wasser. Saskia Kewitz hat aus Steinzeug, dem Stamm eines Bonsai-Baumes, Silberdraht, Porzellan und Fimo eine gleichermaßen filigrane wie stabile Skulptur unter dem Titel „Himmel und Erde – Streben nach Erlösung“ geschaffen. Margot Koch zeigt zwei Sufi-Figuren. Die Körper der Tänzer nehmen deren tranceartige Drehbewegung im schwingenden Rock und den erhobenen Armen auf. Heide Marwede verleiht ihrer „Sehnsucht nach Bali“ Ausdruck mit einem Sortiment an runden Dosen in unterschiedlicher Größe und variationsreicher Oberflächengestaltung. Margit Obermüller spielt mit Ton in unterschiedlichen Farben bei ihren drei Gefäßen. Unter dem Titel „Hommage an Klee“ variiert sie im Neriageverfahren die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Winter. Rebecca Stone beweißt Humor bei ihren „Greetings from Switzerland“. Sie vereint das Aussehen von Kuhglocken mit den charakteristischen Käselöchern sowie Spuren von Schnittstellen in der Glasur. Trude Trautmann hat in wörtlichsten Sinn zwei Sprossenleitern aus Ton gefertigt. Zudem schuf sie eine Collage zum Thema „Tonleiter-Studien“ an. Sabine Zekorn-Löffler stellt ihre Harfe vor. Sie hat sieben im Durchmesser und in der Länge unterschiedliche Tonpfeifen zu einem Klangobjekt verbunden Das Arrangement soll in der Natur seinen Platz finden.
Die Ausstellung dauert bis zum 18. Juli. Sie ist jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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