Der Blick für besondere Motive
Aus der Idsteiner Zeitung


Von Susanne Gross - sgr
„Ansichtssache“ – ein weites Feld, und folglich gut gewählt als Titel der aktuellen Ausstellung im Idsteiner Speicher. Fünf Amateur-Fotografen aus dem Idsteiner Land präsentieren in ihrer ersten gemeinsamen Werkschau siebzig Arbeiten, die von Makroaufnahmen über Portraits bis hin zu stimmungsvollen Landschaftsbildern reichen. Zwar zeigen Peter Baum, Volker Grassmann, Alexandra Groß, Jürgen Schrepfer und Gerald Wolf durchaus unterschiedliche Schwerpunkte bei ihrer Bildauswahl, doch ungeachtet ob es sich dabei um einen Schnappschuss handelt oder das Objekt mit viel Geduld in Szene gesetzt wurde, eint sie ihr Blick für besondere Motive.

Die Perlen der Nachbarin

Gerald Wolf präsentiert vier unterschiedliche Arbeitszyklen. Als „Seelenschmeichler“ bezeichnet er seine atmosphärischen Naturstudien einer Seenlandschaft im Hochtaunus. Bei seinen Makroaufnahmen und den „Le quattro stagioni“ stehen jeweils übergroß gezeigte Naturelemente, etwa eine Essigfliege oder helle Federn auf Schnee, im Mittelpunkt. Von ihm stammt auch die Fotografie für das Plakatbild. Es zeigt Ausschnitte von einem mit Tautropfen besetzten Spinnennetz. Wie Glasperlen auf einer Schnur reihen sich die Kügelchen aneinander.
Peter Baum stellt zehn Fotografien unter dem Titel „Menschen vor der Kamera“ aus. Bei seinen nahe an den Betrachter heran geholten Gesichtern lichtet er die Männer in schwarz-weiß ab, wohingegen er die Kinderbilder und Frauenköpfe in Farbe ausführt. Besonders ausdrucksstark wirkt die Aufnahme des Cellisten Christopher Herrmann. Das aus dem Jahre 2008 stammende Bild präsentiert den jungen Mann in einem Augenblick voller Hingabe. Mit seiner rechten Hand die Saiten des Instrumentes umfassend, die Augen geschlossen, wirkt er gleichermaßen kraftvoll wie im Spiel versunken und der Welt entrückt. Baum gelingt es mit dieser Momentaufnahme Entscheidendes über die Persönlichkeit des Musikers auszusagen.
Volker Grassmann bezieht sich in seinen Arbeiten auf eine Textzeile von Paul Cezanne. „Mann muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet“, zitiert er den französischen Maler. So widmet Grassmann sich vor allen Dingen Naturaufnahmen. Bei den „Flüchtigen Momenten“ und in der Reihe „Schwarzweiß, spontan, stimmungsvoll“ zeigt er Impressionen am Strand von Teneriffa oder der Insel Wangerooge. Geradezu gespenstisch muten seine Aufnahmen von Nadelwäldern an.
Alexandra Groß nimmt die Betrachter mit auf ihre Reisen. Unter dem Motto „Man kommt rum“ zeigt die Hobby-Fotografin Bilder, die in der Wahl ihrer Motive dennoch nicht auf den ersten Blick einer bestimmten Region zuzuordnen sind. Sie findet ihre Motive dabei in heimischen Gefilden, wie etwa die bei der Paarung abgelichteten Libellen am Beuerbacher See. Doch ebenso in einer mysteriös anmutenden Wurzel im Nature’s Valley in Südafrika. Unter dem Titel „Reich mir die Hand kleine Eva“ zeigt sie dem Besucher einen verwitterten Baumstamm, dessen teilweise noch erhaltene dunkle Rinde wie eine verlockend ausgestreckte Hand anmutet. Im dunklen Holz versteckt sich hier die Fratze eines einäugigen Teufels.
Jürgen Schrepfer hat sich auf die Wiedergabe von Szenen aus dem urbanen Stadtleben spezialisiert. In seinen Werken „Stadtlandschaften“ geht es vor allen Dingen um Licht und Schatten sowie deren Wirkung. Die monochrom wirkenden Aufnahmen der Fassade des Wiesbadener Lilien-Carrés oder sein Blick in den Salzbach-Kanal in Wiesbaden wirken geradezu abstrakt. Hingegen bestechen die Aufnahmen der nächtlich erleuchteten Theodor-Heuss-Brücke bei Mainz oder der Unterführung in Wiesbaden durch ihre Illumination.
Die Ausstellung dauert bis zum 16. Mai. Öffnungszeiten: Sa. 14-18 Uhr, So. 11-18 Uhr, 13. Mai (Himmelfahrt) 11-18 Uhr, 15. Mai geschlossen.
Die Gruppe der Fotografen ist offen für neue Mitglieder. Das nächste Treffen findet am 20. Mai um 19:30 Uhr in der Gaststätte „Zur Peif“ in Idstein statt. Nähere Auskünfte erteilt Volker Grassmann unter vgrassmann@gmx.de.



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