Idsteiner Zeitung vom 05.08.2008

Momente harmonischer Stimmung. Ein Artikel zur Ausstellung von Werken der Malerin Pascale Werckshagen.

Frühlingstag

Ausstellung im Idsteiner Speicher – Malerei von Pascale Werckshagen

Von Susanne Gross / sgr


Sie sitzt auf dem Boden. Eine dunkelhäutige Schönheit voller Anmut, das lange glatte Haar von einem zierlichen Reifen zurückgehalten, den Kopf leicht gesenkt und die Augen fast geschlossen. Konzentriert widmet sie sich dem Eintopfen einer Zimmerpflanze. Dabei wirkt sie still, achtsam und unbeobachtet. Trotz der floralen Vielfalt, die sich im Muster des Fußbodens, auf dem Kleid der jungen Frau, in den Gardinen und im der Ornamentik des Fensters variiert, präsentiert sich das Bild in einer ausgewogenen, ruhigen Stimmung.

Eingefangen und festgehalten hat diesen intimen Moment der Konzentration und Hingabe die Wiesbadener Malerin Pascale Werckshagen. Das Gemälde mit dem Titel “Frühling“ sowie sechsundzwanzig weitere Arbeiten in Acryl und Öl zeigt die Ausstellung „Secret World“ bis zum 24. August im Idsteiner Speicher.

Die Bilder erheben nicht den Anspruch, eine äußere Realität nachzuzeichnen, vielmehr zeigen sie Momente ruhiger Gemütsverfassungen und stehen stellvertretend für harmonische Stimmungen. Die freischaffende Künstlerin wählt dafür den Typus einer Frau, anonymisiert in einer exotisch anmutenden Weiblichkeit, ohne spezifische individuelle Merkmale: oftmals mit geschlossenen Augen, ganz in einer inneren Welt versunken, die Nase filigran in einen der Augenbrauenbögen übergehend. Diese Frauen suchen nicht den Dialog mit der Außenwelt, doch der Betrachter kann sich in deren gesammelten Bewusstseinszustand vertiefen.
Unterstützt wird die Wirkung von Ruhe und Balance durch die zentrale Darstellungsweise. Zumeist sind die Figuren auf dem Boden sitzend dargestellt. Dies betont den Aspekt einer inneren Verwurzelung. In früheren Arbeiten zeigen sie sich eingetaucht in das Element Wasser, das sie wie einen Schutzmantel umgibt. Kraftvolle, doch harmonisch aufeinander abgestimmte Farben und florale Verzierungen, die in ihrer Vielfalt und Musterung an Volkskunst erinnern, zeugen von einem ausgeprägten Sinn für Lebensfreude.

Die Frauendarstellungen bezeugen einen Moment der vollkommenen Hingabe und des in sich Ruhens. Sie zeigen sich nicht der Welt abgewandt, sondern gehen der Verrichtung alltäglicher Beschäftigungen nach: dem Teetrinken, dem Bürsten der Haare wie im Bild „Nach dem Bad“ oder halten bei dem Werk „Mondschein“ eine Schale in den Händen. So künden sie von der Möglichkeit paradiesischer Ruhe im weltlichen Alltag.

Die Figuren wirken weniger geheimnisvoll, als dass sie von dem Geheimnis der Gelassenheit, der Zeitlosigkeit in der Gegenwart und von Langsamkeit sprechen.

Eines der aktuellsten Werke, das Tryptichon „Am Strand“, zeigt die Weiterentwicklung hin zu einer gewissen Abstraktion. Die Frauengesichter sind hier nur noch durch Wimpern akzentuiert. Zudem überragt eine der Figuren teilweise das vorgegebene Format und öffnet so die zuvor in sich abgeschlossene Welt. Geradezu überschwänglich ist es in der Wahl der Muster und Farben auf den Kleidern, Sonnenschirmen und Dekorkacheln.

Neben den Frauenbildern gibt es eine Reihe von zumeist kleinformatigeren Gemälden, die Tiere zeigen: im Treppenaufgang eine Serie schwarzer Katzen vor farbenfrohem Hintergrund, eine bunte Vogelschar auf den Ästen eines Baumes, ein geradezu menschlich aufragendes Krokodil. Hierbei zeigen sich wiederum dekorative Elemente. Sie lehnen sich allerdings stärker an nord- und mittelamerikanische Vorbilder an und zeigen sich gedeckter und sandiger in den Farben.

Öffnungszeiten: Samstag 13-18 Uhr und Sonntag 11 bis 18 Uhr

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